Im Rahmen der Weltmediationswoche organisierte der Gesundheitsmediator mit Unterstützung des Medical College, ALMA und lMUG die öffentliche Konferenz: "Mediation macht gesund!". von Dr. Heinz Pilartz, Mediator und Arzt.
Konzept der Salutogenese
In seinem Vortrag untersuchte der Referent den Zusammenhang zwischen Mediation und Gesundheit, welche von der WHO als vollständiger Zustand des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens definiert wird.
Basierend auf dem vom Medizinsoziologen Aaron Antonovsky entwickelten Konzept der "Salutogenese" interessierte sich Dr. Heinz Pilartz für den Beitrag, den die Mediation zu Gesundheit und Wohlbefinden leisten kann.
Das Wort "Salutogenese" kommt aus dem Lateinischen salus, was "Gesundheit" bedeutet, und der griechischen genesis, was "Ursprung" bedeutet, es ist ein Ansatz, bei dem der Schwerpunkt auf dem Ursprung der Gesundheit liegt. Das Konzept der Salutogenese wurde aus einer kritischen Reflexion des bestehenden krankheitsorientierten Gesundheitssystems entwickelt.
Antonovskys Forschung führte zum Modell des "Kohärenzgefühls"(sense of coherence). Die Kohärenz ergibt sich aus dem Verständnis der Ereignisse des Lebens (sense of comprehensibility), aus der Fähigkeit diese Ereignisse zu bewältigen (sense of manageability) und aus dem Gefühl, dass sie eine Bedeutung haben (sense of meaningfulness).
Nach Ansicht von Dr. Pilartz ist die Mediation ein starkes Werkzeug bei der Suche nach dem "Kohärenzgefühl", das im Mittelpunkt der Salutogenese steht. Mediation kann den Medianten helfen, wieder ein Gefühl der Kohärenz zu entwickeln.
Der Beitrag der Mediation zur Verbesserung der Verständlichkeit, Handhabbarkeit und Aussagekraft einer Situation
In der Mediation bittet der Mediator die Parteien, den Konflikt dem Mediator darzulegen, um das Verständnis zu fördern. Durch die Reformulierung des Mediators und durch aktives Zuhören der Parteien werden sich die Parteien ihrer Situation und ihrer Bedürfnisse bewusst.
Zu akzeptieren, dass die andere Person eine andere Sichtweise hat, bedeutet nicht unbedingt, dass sie "Recht hat". Das Verständnis der anderen Partei hilft jedoch, eine Situation besser zu akzeptieren.
Sich die Zeit zu nehmen, der anderen Partei zuzuhören und zu versuchen, ihren Standpunkt zu verstehen, ändert etwas, auch wenn am Ende des Prozesses kein greifbares Ergebnis in Form einer formellen Mediationsvereinbarung mit wesentlichen Verpflichtungen vorliegt.
Die Parteien behalten die Kontrolle und werden ersucht, selbst eine Lösung zu finden. Der Prozess wird somit von den Parteien kontrolliert.
Die Mediation ermöglicht es auch Punkte zu ergründen, die so von den Parteien noch nicht benannt wurden. Manchmal wagt der Patient z. Bsp. nicht, dem Arzt eine spezifische Frage zu stellen, wenn er betreut wird. Dies geschieht jedoch wenn eine dritte Person während der Diskussion anwesend ist.
Im Rahmen der Gesundheitsmediation ist es bei unerwarteten Ereignissen oft wichtig, dass der Patient den Behandler über seine Erfahrungen informieren, kann gehört wird und in Zukunft ein Wiederauftreten möglichst vermieden werden kann. Dies hilft, dem Geschehenen einen Sinn zu geben. In umgekehrter Richtung wird der offene Austausch vom Behandler oftmals als wichtiger Schritt erlebt.
Wenn eine Situation für den Patienten verständlich, kontrollierbar und bedeutsam ist, wird dies einen positiven Einfluss auf den Gesundheitszustand des Patienten haben. Der Patient erkennt einen gewissen Sinn in dem, was er tut, und versteht die Situation, in der er sich befindet, was sich positiv auf sein allgemeines Wohlbefinden auswirken kann.
In den Augen von Dr. Pilartz ist die Mediation somit ein einflussreiches Instrument, das es uns ermöglicht, ein Gefühl der Kohärenz wiederzuentdecken. Trotz dieser Vorteile wird die Mediation derzeit jedoch nicht ausreichend genutzt.